1997 veröffentliche Arthur Golden
Die Geisha und der Roman wurde zu einem internationalen Erfolg. Vorausgegangen war eine ein Jahrzehnt umfassende Recherche über die Lebensrealität und die Kultur der japanischen Geishas. Der Roman beschreibt den Lebensweg von Chiyo (später als Geisha Sayuri) beginnend im Jahr 1929, als sie und ihre Schwester von ihrem Vater weggegeben werden. Die Schwester wird zur Prostitution gezwungen, während Chiyo in einer Okiya (dem Wohnhaus einer Gruppe von Geishas und deren Dienerschaft) aufwächst und zur Geisha ausgebildet werden soll. Dies geschieht natürlich nicht ohne Hindernisse, denn die erste Geisha ihrer Okiya schikaniert Chiyo, weil sie in ihr wegen ihres besonderen Aussehens besondere Konkurrenz sieht.
Die Geschehnisse umfassen mehrere Jahrzehnte inklusive der Zeit des zweiten Weltkriegs, in dem die Geisha-Kultur in Kyoto zum Erliegen kommt und es dadurch einen Bruch in der Geschichte gibt. Zwar wird das typische Geisha-Viertel Gion wieder aufgebaut, aber durch die Besatzung durch die amerikanischen Soldaten hat sich Vieles verändert. Erzählt wird alles durch Chiyos begrenzte Sichtweise, zunächst kindlich-naiv, später sehr fokussiert auf ihr persönliches Erleben. Denn sie strebt trotz des auf viele Männerkontakte ausgelegten Geisha-Daseins ihr persönliches Glück mit einem bestimmten Mann an, den sie aber erst nach vielen Jahren und Missverständnissen für sich gewinnen kann. In allen Beschreibungen klingt große Achtung für die Geisha-Kultur durch, der ein großes Maß an Selbsteinschränkung und Aufopferung und immenser Aufwand, bei Ausbildung, kulturellen Bewusstsein und Selbstdisziplin zugrunde liegt.
Über diese Kultur wusste ich vor dem Lesen des Romans so gut wie nichts, was es zu einer insgesamt interessanten Lektüre machte. Ich habe Hochachtung für diese Lebensweise und die damit verbundene Disziplin, gleichzeitig verstört mich diese kulturell verankerte massive Objektifikation von Frauen zutiefst. Aus heutiger Sicht ist es eine schick verkleidete, mit interlektuellem Anstrich versehene Prostitution. Die Protagonistin hat kaum Möglichkeiten, aus diesen Zwängen auszubrechen, ihre persönlichen Wünsche kann sie nicht klar äußern aufgrund finanzieller Zwänge und greift zu verzweifelten Mitteln, um ihren Wunschpartner auf sich aufmerksam zu machen, der sie wiederum nicht zur Frau, sondern nur zu Geliebten machen kann. Schwer auszuhalten sind auch die gewaltbelasteten Beziehungen der Geishas untereinander, da hier Freundschaft und weibliche Verbundenheit kaum entsteht durch die andauernde Konkurrenz und die große Belastungen ihres Standes.
Insgesamt ist
Die Geisha ein interessanter Roman, der es schafft, tiefe kulturelle Einblicke zu ermöglichen, auch wenn diese eher bedrückend sind.
Arthur Golden, Die Geisha. C. Bertelsmann 2006.