Im Jahre 1923 schreibt Virginia Woolf an ihrem Roman Mrs Dalloway und erlebt einen Tag mit Höhen und Tiefen. Clarissa Vaughan bereitet sich - wie Mrs Dalloway - auf eine Party vor und kauft Blumen, es ist ein Jahr gegen Ende des 20. Jahrhundert. Die Party soll zu Ehren ihres Freundes Richard stattfinden, der einen Literaturpreis überreicht bekommen soll - Richard hat ihr vor Jahren den Spitznamen Mrs D. gegeben. 1949 ist Laura Brown, schwanger mit dem zweiten Baby, extrem gebannt von dem Roman Mrs Dalloway und von Virginia Woolf.
Abgesehen von dem Woolfs Roman verbindet die drei Ebenen auch das Thema der homosexuellen Anziehung in unterschiedlichem Maße, aber vor allem auch die Gedanken an Selbstmord. Während der von Virginia Woolf (1882-1941) nonlinear gleich an den Beginn des Romans gestellt wird, ist es außerdem Richard, der seinem von AIDS geprägten Leben ein Ende setzt, wohingegen sich Laura immer wieder diese Option als möglichen Weg erdenkt.
Cunningham hat seinen Roman geschickt gewebt, die drei Charaktere und den jeweiligen Tag, den wir mit ihnen verbringen stehen exemplarisch für Generationen von Frauen, die mit gesellschaftlichen Rollen und Normen zu kämpfen haben, und diese offen, verdeckt, gedanklich durchbrechen, um sich neue Perspektiven auf Liebe und ein freies Leben zu schaffen. Genial gemacht.
Michael Cunningham, Die Stunden. Random House Audio 2007.